Scheurebe - ein Schatz mit grossem Potential

Ein regelrecht unentdeckter Schatz in der deutschen Reblandschaft: bislang nur wenig bekannt, aber mit riesigem Potential.

 

Mit der Aroma-Rebsorte Scheurebe gelang dem Züchter Georg Scheu 1916 in der Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey eine sehr überzeugende neue Kreuzung. Bis Ende 1945 war die Scheurebe nur unter den Namen Sämling 88 oder Dr.-Wagner-Rebe bekannt; erst danach wurde der Verdienst des Züchters Georg Scheu auch in der Bezeichnung der Rebe verewigt und die Rebsorte wurde zu Scheurebe umbenannt. Dabei ging auch Georg Scheu selbst bei seinem Züchtungserfolg von der falschen Annahme aus, die Sorte Silvaner sei einer der Vorfahren der Scheurebe. Neuere DNA-Analysen aus dem Jahr 2012 identifizierten allerdings die Bukettrebe als Kreuzungspartner der Riesling-Traube.

Hintergrund, Verbreitung und Charakterzüge der Scheurebe

Rund 1400 Hektar Weinbaufläche sind in Deutschland aktuell mit Scheurebe bestockt. Davon liegen knapp 800 Hektar allein in Rheinhessen, etwa 350 Hektar in der Pfalz und 160 Hektar in Franken – mit einem Flächenanteil von etwa 1,4% an der gesamten deutschen Rebfläche ist die Scheurebe eine der erfolgreichsten deutschen Neuzüchtungen. Daneben gibt es sehr kleine Bestände in der Schweiz, Südengland und in Österreich, wo in der Steiermark und am Neusiedlersee regelmässig herausragende, edelsüsse Weine aus Scheurebe produziert werden.

Im Weinberg ist die Scheurebe höchst anspruchsvoll und stellt an den Standort beinahe ebenso grosse Anforderungen wie der Riesling. Bei vollständiger Reife kann aus ihren Trauben ein körperreicher Weisswein mit markantem Duft gewonnen werden. Das intensiv aromatische Bouquet der Scheurebe erinnert vor allem an schwarze Johannisbeeren, tropische Früchte wie Mango und Passionsfrucht sowie alle Arten von Zitrusfrüchten; gleichzeitig besitzt die Scheurebe eine rassige Säure, die für ein wunderbares Gleichgewicht aus Frucht und Frische sorgt.

Die Vielfältigkeit der Scheurebe

Der Variantenreichtum der Weine, die aus der Scheurebe vinifiziert werden können, ist gross: Von trockenen und spritzigen Alltagsweinen, über fruchtig verspielte, feinherbe Weine bis hin zu herausragenden Dessertweinen – die Scheurebe überrascht immer wieder mit ihrer beeindruckenden Vielfalt. Während trockene Weine sich herrlich als Aperitif oder als Essensbegleiter zu würzigen Gerichten mit hellem Fleisch und Fisch eignen, passen rest- und edelsüsse Scheureben mit ihren ausgeprägten Fruchtaromen und ihrer crèmigen Textur wunderbar zu fruchtigen Süssspeisen und sogar zu schokoladigen Desserts.