Traditionalisten und Visionäre

In den vergangenen Jahren bei Mövenpick Wein habe ich so viele prägende Erlebnisse mit italienischen Weinen gehabt, dass es gar nicht möglich ist, sie an dieser Stelle alle aufzuzählen. Bereits über die von mir sehr geschätzen, toskanischen Klassiker Montesodi, Luce, Mormoreto und Ornellaia könnte ich seitenweise schwärmen. Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen jedoch die Weine von drei Produzenten, die die italienische Weinlandschaft nachhaltig geprägt haben bzw. es immer noch tun.

Bekim Rosenhauers Empfehlungen zum Jubiläum

"Barolo statt Schule"

Im Jahr 2006 hat mich der „Virus Piemont“ erfasst. Am meisten faszinieren mich seitdem die Weine von ‚Altmeister‘ und Traditionalist Bruno Giacosa. Bereits mit 16 Jahren trat er ins familieneigene Weinhandelsgeschäft ein und schuf mit Fleiß und Beharrlichkeit ein Weingut, auf dem bis heute faszinierende Weine entstehen. Seine Barolo und Barbaresco sind unverwechselbare Ikonen, weltweit gesucht. Verdienste erwarb er sich auch, als er die Rebsorte „Arneis“ vorm Verschwinden bewahrte – heute gehört sie zu den großen weißen Rebsorten des Piemont.
Bruno verstarb 2018, sein Werk wird aber von Tochter Bruna mit der gleichen Leidenschaft weitergeführt. 

Visionärer Gründer Diego Planeta

Bei einem Glas Chardonnay von Planeta denke ich gerne an die Anfänge dieses kleinen Weinimperiums zurück. Als 1995 die erste Flasche ihre Cantina Ulmo verließ, galt die größte Mittelmeerinsel als Quelle belangloser Massenweine. Diego Planeta war Gründer und Auslöser dieser Erfolgsgeschichte, ohne seine visionäre Arbeit sähe Siziliens Weinlandschaft heute anders aus – Planeta war und ist bis heute Vorbild für viele Winzerinnen und Winzer. Aber die Familie ruht sich nicht auf den Lorbeeren aus, unlängst sicherten sie sich Parzellen in den kühleren Höhenlagen am Ätna. Damit auch in Zeiten des Klimawandels die Familiengeschichte auf Sizilien weitergeht.

Malaria ausgerottet – Weingut etabliert

Bei ‚Casale del Giglio‘ wunderte ich mich zunächst über die für Italien untypischen Rebsorten. Die Geschichte dahinter: Das Weingut gründete sich 1967 in der pontinischen Ebene südlich von Rom, einer Gegend, wo Jahrhunderte hindurch die Malaria wütete. Landwirtschaftlich nutzbar wurde die Region erst, nachdem man die Sümpfe in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts trockenlegte. Erst ein Forschungsprojekt gab Hinweise, welche Rebsorten mit dem ehemaligen Sumpfboden und der Hitze des Südens gut zurechtkommen. Was mich besonders für 'Casale del Giglio' einnimmt: ein ausgezeichnetes Preis-Genuss-Verhältnis.