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Der Albariño-Tag
Die größte Party von Rías Baixas

Eine ganz Woche lang wird in Galicien spektakulär gefeiert. Entstanden ist die Festa Internacional do Albariño einst aus der freundschaftlichen Rivalität unter Winzerkollegen – heute genießt die weiße autochthone Rebsorte aus dem Nordwesten Spaniens immer am 1. August ihren Ehrentag. Anlässlich des Albariño-Feiertags haben wir fünf spannende Fun Facts und Anekdoten über die autochthone Rebsorte zusammengestellt.

von Anselm Link am 01.08.2024

Albarino-Traube
Kleine Beeren, dicke Schale – typisch Albariño.

1) Albariño ist eine einheimische Rebsorte, die hauptsächlich in Galicien, einer Region an der Atlantikküste im Nordwesten Spaniens, angebaut wird. Insbesondere die maritim geprägte Region Rías Baixas gilt als Kernland dieser Traube. Doch auch im angrenzenden Portugal wird die Rebsorte kultiviert und ist eine der typischen Sorten für den berühmten Vinho Verde – der Name bzw. die Schreibweise variieren in Portugal ein bisschen, dort heißt sie Alvarinho. Außerhalb der Iberischen Halbinsel gibt es nur sehr kleine Albariño-Bestände, beispielsweise in Neuseeland, den Vereinigten Staaten und Chile.

2) Die Feierlichkeiten zu Ehren des Albariño gehen auf eine freundschaftliche Diskussion im Jahr 1953 zwischen Bernardo Quintanilla und Ernesto Zàrate zurück, bei der es darum ging, wer wohl den besten Wein des Jahres 1952 hergestellt hatte. Quintanilla arbeitete in Vigo eigentlich als Anwalt und bewirtschaftete nur nebenbei einen kleinen Albariño-Weinberg, von dem er eine Handvoll Flaschen produzierte. Zu Quintanillas Freundeskreis gehörte auch Ernesto Zárate, ein Winzerkollege mit wesentlich mehr Erfahrung im Anbau von Albariño im Salnés-Tal. Bei einer Blindverkostung, die nach einem großen Festessen stattfand, sollte schließlich der Gewinner ermittelt – der stammte aber weder von Quintanilla noch von Zárate, sondern von José Rodiño, einem Landwirt aus der Nachbarstadt Carballal. Der Sieger gewährte den Unterlegenen im Jahr darauf eine Revanche (bei der Zárate gewann und Quintanilla den zweiten Platz belegte), woraus sich ein großes gastronomisches Fest entwickelt hat, das seit Jahrzehnten gefeiert wird und zu dem traditionell noch immer einer Verkostungswettbewerb gehört, um den besten Wein des Jahrgangs zu küren...

3) Während der Rest der Welt am 1. August also nur einen Albariño-Tag feiert, um die galicische Weißweintraube zu ehren, dauert das Spektakel in Rías Baixas eine ganze Woche (im Jahr 2024 vom 31.Juli bis zum 4.August). Jedes Jahr füllen dann Weinfans die Straßen des Städtchens Cambados und feiern die Festa Internacional do Albariño: das "Internationale Albariño-Festival". Es ist eine große Festlichkeit mit Konzerten, Paraden und Feuerwerk, bei dem Weingläser tragende Gäste sich in Reihen vor Winzern drängen, die Proben für das durstige Publikum einschenken. Zahlreiche prominente Persönlichkeiten zählten schon zu den Gästen der Festa, darunter Politiker, Staatsmänner und Künstler wie Julio Iglesias, Charles de Gaulle oder Prinz Felipe – um nur einige prominente Namen zu nennen.

4) Zum Namen der Rebsorte Albariño existiert eine interessante Legende, die allerdings auch mittels modernster DNA-Analyse nicht beweisbar ist. Demnach sollen Zisterzienser-Mönche aus Deutschland die Reben beim Gang über den Jakobsweg bereits irgendwann zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert nach Galizien gebracht haben. So weit so plasuibel, denn Albariño bedeutet übersetzt soviel wie „Die Weiße vom Rhein“, doch eine Verwandtschaft mit Riesling kann trotz des ebenfalls frischen Sortencharakters weder geschmacklich, noch genetisch nachgewiesen werden.

5) Albariño-Trauben haben relativ kleine Beeren, aber eine vergleichsweise dicke Schale. Deshalb ist eine volle Ausreifung der Früchte entscheidend, um Bittertöne im Geschmack zu vermeiden. Leicht, frisch und mit köstlicher Säure ausgestattet wird Albariño für die Kombination von knackiger Zitrusfrucht mit Steinobstnoten, blumigen Aromen und einer zart salinen Mineralität sehr geschätzt – die Einflüsse des nahe gelegenen Atlantik verleihen diesem Wein eine herrlich maritime Frischenote. Die Säure ist zwar präsent, aber weich und großartig in die saftige Textur integriert. Das Mundgefühl ist rund, zugleich aber auch straff – den scheinbaren Gegensatz von Schmelz und Lebendigkeit können gute Albariños in Wohlgefallen auflösen und diese beiden Eigenschaften perfekt miteinander verbinden. Aufgrund des lebendigen Charakters wird Albariño meist jung getrunken. Doch die kräftige Säurestruktur stattet viele Weine auch mit einem guten Alterungspotential aus. Dann entwickeln diese Weißweine eine intensive Honignote und gewinnen an Konzentration, Körper und Cremigkeit – insbesondere wenn sie während des Weinherstellungsprozesses auf der Hefe gereift sind.

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