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International Viognier Day –
Feiertag für ein Weißwein-Juwel

Am letzten Freitag im April ist internationaler Viognier-Tag ein Datum, das sich passionierte Weintrinkerinnen und Weintrinker im Kalender notieren sollten. Denn die weiße Sorte ist zwar noch immer relativ wenig bekannt, bringt aber absolut außergewöhnliche Weine hervor. Wodurch diese sich auszeichnen, erklärt Frankreich-Experte Florian Helwerth.

von Anselm Link am 25.04.2025

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Einzigartig im Duft, außergewöhnlich im Geschmack

Viognier ist eine französische Weißweinrebsorte, die überwiegend an der Rhône kultiviert wird. Die edelste sortenreine Interpretation aus Viognier-Trauben wird in der Appellation Condrieu produziert – in den Steillagen am Flussufer entsteht ein sehr intensiver Weißwein mit einem prägnanten Geschmacksbild. Besonders charakteristisch ist der blumige Duft, der an Aprikose, Pfirsich, Zitrusfrüchte und ausgeprägte Blütenaromen erinnert. Am reichhaltigen Gaumen zeigen sich Weine aus Viognier typischerweise vollmundig, aromatisch und extraktreich mit eindrucksvoller Opulenz und Fülle. Passend zum Viognier-Ehrentag haben wir fünf spannende Facts über diese besondere weiße Rebsorte zusammengestellt.


1) Viognier ist eine schwierig anzubauende Traube, da sie unter anderem für die Rebkrankheit Echter Mehltau anfällig ist. Geeignet ist die Sorte daher für warme Klimazonen mit langen Vegetationsperioden, Viognier kann aber auch in kühleren Klimazonen gedeihen, in denen die Böden Wärme gut speichern können.


2) Jenseits der Grenzen des Anbaugebietes Condrieu wird Viognier oft mit den weißen Rebsorten Roussanne, Marsanne, Grenache blanc und Rolle kombiniert und als Cuvée ausgebaut. In der AOC Côte-Rôtie dürfen sogar die Rotweine bis zu 20% Viognier enthalten, um Aromatik und Körper zu gewinnen. Das spricht Bände über den gehaltvollen Charakter der Rebsorte und ihr fruchtiges Potenzial. In der Praxis fügen die meisten Winzerinnen und Winzer ihren Rotweinen etwas mehr als 5% hinzu. Auch in Australien ist die Praxis verbreitet, kraftvolle Rotweine mit einem kleinen Anteil Viognier zu verfeinern.

3) Da die Erträge von Viognier generell niedrig liegen, wurden nach der Reblauskrise am Ende des 19. Jahrhunderts viele schwer zu bearbeitende Steillagen nicht weiter kultiviert, sodass die Sorte zwischenzeitlich fast verschwunden war – im Jahr 1968 wuchs Viognier in Frankreich nur noch auf etwas wenig mehr als zehn Hektar Rebfläche. Seit Mitte der 1980er-Jahre erleben die Rhône-Weine ihre Renaissance und von diesem Neuanfang profitiert insbesondere auch die Rebsorte Viognier. Mittlerweile beträgt die weltweite Anbaufläche wieder über 16.000 Hektar, denn in vielen Weinbauländern rund um den Globus setzt man heute auf die einzigartige Aromatik der Rebsorte. Außerhalb von Frankreich wird Viognier beispielsweise in Kalifornien, Australien, Chile und Südafrika angebaut, aber auch in der Schweiz und Deutschland sind kleine Flächen mit Viognier bestockt.



Frankreich-Experte Florian Helwerth
Frankreich-Experte Florian Helwerth

4) Die Herkunft des Namens ist nicht ganz klar, die zwei gängigsten Theorien jedoch lauten folgendermaßen: Während einige glauben, dass die Sortenbezeichnung sich von der Gemeinde Vienne in der Nähe von Lyon ableitet, meinen andere, der Name stamme von der römischen "Via Gehennae", was soviel wie "Straße des Tals der Hölle" bedeutet – möglicherweise also eine Anspielung auf die Schwierigkeit, Viognier im Weinberg zu kultivieren.


5) Eine besondere Rolle in der Geschichte des Rebsorten-Feiertags spielt das Weingut Yalumba. Denn tatsächlich war es Australiens größter Viognier-Produzent, der den letzten Freitag im April zum International Viognier Day erklärt hat – im Jahr 2021 fand die erste Auflage der Feierlichkeiten zu Ehren des Viognier statt, im Jahr 2024 fällt der Viognier-Ehrentag auf den 26. April.

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Steillagen mit Viognier-Trauben
Viognier ist für mich eine einzigartige Rebsorte mit unverwechselbarer Charakteristik. Denn diese Rebsorte bringt aromatisch verspielte, sehr duftige Weißweine mit vollem Körper und viel Volumen bei moderater Säure hervor. Für mich als Riesling-Liebhaber bildet Viognier damit einen spannenden Gegenpol zu Riesling und passt großartig in die kühlere Jahreszeit: Insbesondere die Weine von der nördlichen Rhône, die einen intensiven Duft von Blumen und Gewürzen sowie zarte Zitrusakzente zeigen, finde ich immer wieder extrem spannend.

Frankreich-Experte Florian Helwerth

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