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Italienische Weintipps für die Feiertage
Die Festtage nahen, Weihnachten und Silvester stehen schon bald vor der Tür. Zeit zum Innehalten, für schöne Momente mit der Familie, guten Freunden und leckerem Essen – und natürlich auch Zeit für besondere Weine, meint Italienexperte Bekim Rosenhauer.
von Mövenpick Wein am 24.11.2024
Die französischen Spitzenweine verkörpern schon seit Jahrhunderten absolute Exzellenz – egal ob Sauvignon Blanc von der Loire, Pinot Noir aus dem Burgund, Schaumweine aus der Champagne oder die noblen Cabernet-Merlot-Cuvées aus Bordeaux. Ohne jeden Zweifel stammen aus diesen Anbaugebieten heute viele der besten Weine der Welt – Klassiker, denen zahlreiche Winzerinnen und Winzer rund um den Globus nacheifern. Dass es zu diesen legendären Gewächsen aber durchaus hervorragende Alternativen gibt, wollen Ihnen unsere Weinexperten anhand von persönlichen Empfehlungen veranschaulichen. Große Weine, inspiriert von den berühmtesten Namen der Weinwelt zu absolut festtagstauglichen Preisen – warum also nicht hochklassige Rotweine aus Bolgheri statt immer nur Bordeaux fragt Italienspezialist Bekim Rosenhauer.
Die Wiege des Weins
Wenn es um Frankreichs beste Weine geht, kommt man am Bordelais nicht vorbei. Die Region ist nicht nur das wohl bekannteste Weinbaugebiet Frankreichs, sondern eines der berühmtesten auf der ganzen Welt. Die gleichnamige Stadt ist die Hauptstadt des Départements Gironde und gilt als eine der schönsten Weinstädte überhaupt. Das vom nahen Atlantik und den vielen Flussläufen geprägte Klima ist äußerst günstig für Weinbau. Die Sommer sind nicht zu trocken oder zu heiß, der Herbst ist sonnig und der Winter mild und feucht. Der vorwiegend karge und steinige Kiesboden bewirkt, dass sich die Rebwurzeln bis zehn Meter und tiefer in den Boden graben müssen, um Wasser zu finden. Dadurch können sowohl Trocken- als auch Regenperioden besser überstanden werden. Der steinige Boden begünstigt die Entwässerung und dient außerdem als Wärmespeicher. Die berühmte Bordeaux-Klassifizierung von 1855 hat noch immer eine große Bedeutung. Viele der damals ausgezeichneten Weingüter zählen noch heute zu den bekanntesten und produzieren noch immer einige der besten Weine der Region.
Bordeaux-Fans können auch in Italien glücklich werden
Interessant wird es nun für Weingenießerinnen und Weingenießer, wenn es um Alternativen zu den renommierten Rotweinen aus Bordeaux geht: Zwar werden die typischen Rebsorten der Region, Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc rund um den Globus angebaut, hinsichtlich Stilistik, Klasse und Charakter sind jedoch die wenigsten mit dem französischen Original vergleichbar. Ein kleines Gebiet in der Toskana hat sich den letzten Jahrzehnten jedoch ziemlich erfolgreich als italienisches Pendant etabliert. In Bolgheri finden Bordeaux-Fans hochkarätige Weine, die in Bezug auf Struktur, Persönlichkeit und Rebsorten (sogar Petit Verdot wird hier erfolgreich kultiviert) absolut mit den französischen Klassikern vergleichbar und hinsichtlich Frucht und Mineralität doch vollkommen eigenständig sind.
Begonnen hat in Bolgheri alles mit dem legendären Sassicaia: Als der Marchese Incisa della Rocchetta im Jahr 1968 seinen nach dem Vorbild des Bordeaux aus Cabernet produzierten Wein auf den Markt brachte, löste er eine Lawine aus: In den 1980er-Jahren wurde Bolgheri – ein acht Kilometer nördlich der Gemeinde Castagneto Carducci an der toskanischen Küste liegender Ortsteil – dann zu einem Inbegriff für modernen Weinbau in Italien. Namen wie Ornellaia, Guado al Tasso und Angelo Gajas Ca’ Marcanda haben dazu wesentlich beigetragen. Die Ende der 1990er-Jahre gerade mal 200 Hektar große Rebfläche umfasst heute rund 900 Hektar. Verantwortlich für die Qualität der Weine aus der Weinbauzone südlich von Livorno ist vor allem die Nähe zum Mittelmeer, das für kühle Brisen sorgt und den Weinen Frische und Eleganz verleiht. Die Böden bestehen aus Ton, Kalk, Mergel sowie Sand, und eignen sich damit insbesondere für rote Rebsorten.
Mein Geheimtipp: Bolgheri
Im Jahr 2001 beschloss der junge Guido Folonari, hier ein ehrgeiziges Projekt zu beginnen. Sein Fokus lag von Beginn an auf klassischen Bordeaux-Rebsorten, aus denen er intensive und zugängliche Weine mit eindeutig mediterraner Handschrift produzieren wollte. Dank seines Fingerspitzengefühls hat sich das historische Anwesen Donna Olimpia 1898 in nur wenigen Jahren zu einem der Top-Güter in Bolgheri entwickelt – die Weine werden regelmäßig von der internationalen Fachwelt mit Weltklasse-Ratings gefeiert. Die Weinberge von Donna Olimpia verlaufen parallel zu den Stränden der nördlichen Maremma. Hier ermöglichen durchgängig warme Temperaturen in den Sommermonaten eine langsame und gleichmäßige Reifung der Trauben sowie die Ausbildung der für die Weinqualität elementaren Komponenten Zucker, Polyphenole und Aromen. Zugleich wird die zwischen Bibbona und Castagneto entlang der Küste verlaufende Hügelkette im Sommer von kühlenden Luftströmungen durchquert. Diese ziehen vom Meer ins Landesinnere und tragen viel zur Aufrechterhaltung eines hohen Säuregehalts in den Trauben bei, der notwendig ist, um den Weinen ein optimales Gleichgewicht von Frucht und Frische zu verleihen.
Die Weine aus dem südtoskanischen Anbaugebiet Bolgheri werden oft als Italiens Antwort auf Bordeaux bezeichnet. Absolut zu Recht, wie ich finde. Beide Regionen liegen auf dem gleichen Breitengrad, das Klima ist recht ähnlich und die sandig-steinigen Böden auch. Und doch entstehen in Bolgheri mit ganz individueller Handschrift: Sie bauen auf dem traditionellen Stil von Bordeaux auf, ohne diesen zu kopieren, sondern interpretieren ihn nochmal ganz neu.
(Bekim Rosenhauer, Italienexperte von Mövenpick Wein)
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