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Erntezeit im Piemont
Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken, die Blätter färben sich bunt und die Stimmung wird gemütlich – der Herbst ist da. Da mit dem Herbst auch die Traubenlese beginnt, markiert dieser Zeitpunkt einen der wichtigsten Momente des Winzer-Jahres. Unser Italien-Experte Bekim Rosenhauer hat mit Stefano Chiarlo über den Verlauf und die Besonderheiten des Jahrgangs 2023 im Piemont gesprochen.
von Mövenpick Wein am 13.11.2023
Stefano Chiarlo, wie lässt sich der Charakter des Jahrgangs 2023 beschreiben?
Es kommt darauf an, in welchem Terroir und bei welcher Rebsorte. Warm und trocken mit geringen Erträgen in Barbera- und Moscato-Gebieten mit früher Reife und Ernte, eine Woche früher als üblich. Warm, aber mit normalen Regenfällen in Langhe, Roero und Gavi (Nebbiolo, Barolo, Barbaresco, Arneis, Gavi), alle mit klassischen Erntezeitpunkten.
Welche Besonderheiten kennzeichnen den aktuellen Jahrgang aus Ihrer Sicht am besten?
Ihre Ausgewogenheit – im Moment weisen die Weine keinen übermäßigen Alkoholgehalt auf und zeigen dank der kontrollierten Säure eine hervorragende Frische.
War es ein sehr arbeitsintensives Jahr für Sie?
Ja, es war kompliziert, die Frische und Ausgewogenheit im Weinberg aufrechtzuerhalten. Aufgrund der hohen Temperaturen im Sommer haben wir die Trauben mit Vegetation bedeckt gehalten und die Ausdünnung auf Ende August verschoben, um stets Ausgewogenheit, Eleganz und Frische zu bewahren.
Ist 2023 ein großer Jahrgang?
Quantitativ sind die Rebsorten Moscato und Barbera knapp ausgefallen, Nebbiolo und Gavi hingegen haben normale Erträge erbracht. Was die Qualität betrifft, sind die Ergebnisse bei Barbera sehr gut, bei Nebbiolo und Cortese gut bis ausgezeichnet. Es handelt sich um einen Jahrgang, in dem vor allem die Entscheidungen der Erzeuger im Weinberg den Unterschied zur endgültigen Qualität ausmachten. Daher ist die hohe Qualität nicht allgemeingültig, sondern nur die Erfahrung und die rechtzeitig getroffenen Maßnahmen waren ausschlaggebend.
Können Sie die Persönlichkeit der jungen 2023er Weine beschreiben, die derzeit in Ihrem Keller gären?
Der Arneis beispielsweise offenbart schon in diesem frühen Stadium delikate und zugleich intensive Aromen und einen ausgewogenen, harmonischen Geschmack. Der Barbera glänzt mit intensiver Farbe, ausgezeichneten Aromen und guter Struktur bei moderatem Alkoholgehalt und sehr guter Säure. Die Trauben für den Barolo haben wir gerade erst geerntet, von daher ist es aktuell noch zu früh, um darüber zu sprechen.