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Welches Material macht den besten Wein?

Von Stahl bis Holz: Die Wahl des Ausbaubehälters kann die Qualität und den Charakter des Weins beeinflussen. Lesen Sie mehr über die Kunst der Weinherstellung.

Von Lea Meihofer am 24.04.2024

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Die Welt des Weinbaus ist von einer Vielzahl an Entscheidungen geprägt, die einen erheblichen Einfluss auf die Qualität und den Charakter eines Weins haben können. Unter den vielen Entscheidungen, die die Winzerin oder der Winzer treffen muss, spielt die Wahl des richtigen Ausbaubehälters eine entscheidende Rolle. Die drei beliebtesten Optionen sind Stahltanks, Betonbehälter und Holzfässer. Jedes Material hat seine eigenen einzigartigen Eigenschaften, die den Wein auf unterschiedliche Weise beeinflussen.

Stahltanks: Modernität und Präzision

Stahltanks haben in den letzten Jahrzehnten aufgrund ihrer technologischen Vorteile an Popularität gewonnen. Sie bieten eine präzise Temperaturkontrolle während des Gärungsprozesses, was zu einer gleichmässigen Fermentation und einer bewahrten Frische der Aromen führt. Darüber hinaus sind Stahltanks passiv, was bedeutet, dass sie keine Aromen an den Wein abgeben und somit den natürlichen Geschmack bewahren. Ihre glatte Oberfläche erleichtert zudem die Reinigung und Hygiene, was sie zu einer bevorzugten Wahl in grossen Kellereien macht.

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Stahltanks im Keller von Erich Scheiblhofer

Betonbehälter: Tradition trifft auf Moderne

Betonbehälter erleben eine Renaissance in der Weinindustrie, da sie die Vorteile von traditioneller Handwerkskunst mit modernen Innovationen kombinieren. Der Betontank, auch als Zementtank bekannt, ist für große Weinmengen gedacht. Er hat eine Betonhülle zur Stabilisierung, während die Innenwände mit Materialien wie Glas, Keramik oder Stahl beschichtet sind, um direkten Kontakt zwischen Wein und Beton zu verhindern. Darüber hinaus speichert Beton Wärme gut, was eine stabile Temperatur während des Gärungsprozesses gewährleistet. Ein weiterer Vorteil ist die Nachhaltigkeit, da Beton ein langlebiges Material ist und im Vergleich zu anderen Optionen weniger Energie für die Herstellung benötigt.

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Poggio San Polo: Teilausbau in Betontanks
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Viu Manent: Teilausbau im Betonei

Exkurs: Betonei

Das Betonei, eine neuere Methode, ist kleiner und erlaubt direkten Kontakt zwischen Wein und Beton. Anfangs gab es Bedenken wegen möglicher Reaktionen zwischen dem Wein und dem basischen Beton, aber diese wurden durch eine spezielle Behandlung der Betonoberfläche vor der Nutzung gelöst. Das Betonei ermöglicht durch seine feinen Poren eine Mikrooxidation und konstante Selbstumwälzung des Weins während der Gärung. Dies führt zu hochkomplexen Weinen, besonders in den Händen erfahrener Winzerinnen und Winzer. 

Holzfässer: Charakter und Eleganz

Der Ausbau in Holzfässern ist eine der ältesten und traditionellsten Methoden des Weinbaus. Viele Winzerinnen und Winzer schätzen ihn wegen seines einzigartigen Beitrags zum Geschmack und Charakter des Weins. Während des Ausbaus im Holzfass kann der Wein Aromen wie Vanille, Gewürze oder Toastnoten aus dem Holz aufnehmen, die dem Wein Komplexität verleihen. Darüber hinaus ermöglicht die Mikrooxidation durch das Holz eine sanfte Belüftung, die zu einer weicheren Tanninstruktur führen kann. Die Wahl des Holzes, sei es Eiche, Kastanie oder Akazie, kann auch einen signifikanten Einfluss auf den endgültigen Geschmack des Weins haben.

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Holzfässer im Keller von Benguela Cove

Welche Ausbaumethode ist die richtige?

Die Wahl des richtigen Ausbaubehälters hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, darunter der gewünschte Stil des Weins, die verfügbaren Ressourcen und die persönlichen Vorlieben der Winzerin oder des Winzers. Jede Methode – sei es Stahltank, Betonbehälter oder Holzfass – hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, die berücksichtigt werden müssen. Stahltanks bieten Präzision und Reinheit, Betonbehälter fördern eine natürliche Entwicklung und Nachhaltigkeit, während Holzfässer dem Wein Charakter und Eleganz verleihen. Immer mehr Winzerinnen und Winzer entscheiden sich für eine Kombination verschiedener Ausbaumethoden, um Reife und Frische zu vereinen und zeigen damit, dass die Frage nach der richtigen Ausbaumethode letztlich von der individuellen Vision und Kreativität abhängt. Egal für welche Methode sich die Winzerin oder der Winzer entscheidet, eines ist sicher: Die Leidenschaft und Hingabe, die in den Weinausbau einfließen, sind unverzichtbar für die Herstellung eines herausragenden Weins. Prost!

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